Der Reformator hatte sie im Jahr 1525 als Antwort auf die Abhandlung „Vom freien Willen“ des Humanisten Erasmus von Rotterdam geschrieben, die dieser ein Jahr zuvor verfasst hatte. Was soll ich dazu sagen, Erasmus? […] Gott gibt uns sein Gesetz nicht, um ein menschliches Vermögen zu bestätigen, sondern um die blinde Vernunft zu erleuchten. Dort begeisterte er sich für den Humanismus und die Renaissance der Antike. Die Selbsterkenntnis soll den Menschen zerschlagen, in Bestürzung versetzen, auf die Gnade vorbereiten und ihn zu Christo treiben, der ihn selig macht. Welcher Schwache würde hinfort noch aushalten den dauernden und mühevollen Kampf gegen das eigene Fleisch? […] Zum Wesen des Christentums, wie du es beschreibst, gehört es unter anderem, dass wir unsere sämtlichen Kräfte anspannen sollen. Wir gehen jetzt auf die Behauptung ein, dass die Notwendigkeit weder Verdienst noch Lohn zulasse, Dies stimmt, wenn man eine Notwendigkeit meint, die von Zwang herrührt. In zwei Spalten stellte er seinem griechischen Text seine darauf basierende lateinische Übersetzung gegenüber. Im Alter von 14 Jahren verlor er seine Eltern und trat nach seiner Schulzeit ins Augustinerchorherrenstift Steyn bei Gouda ein. Per Brief, nicht persönlich. Erasmus von Rotterdam und Martin Luther – Der Sanfte und der Rebell Erasmus von Rotterdam gilt neben Philipp Melanchthon als der bekannteste Humanist seiner Zeit. Historische, theologische und pädagogische Beiträge zu deren Wechselwirkung (Arbeiten zur Historischen und Systematischen Theologie, Band 3), 2001, S. 47–54. Oktober 1466 in Rotterdam geboren. Anders als Luther brach der Kosmopolit Erasmus nicht vollständig mit der römisch-katholischen Kirche und blieb Katholik. (freie Wiedergabe von 5. […] Der Wille kann sich nicht verändern. Dann gibt es keine „Widersprüche der Schrift“. Mit welchem Recht, zu welchem Zweck und wodurch genötigt verdreht man mir so den natürlichen Wortsinn? Wähle das Gute und folge ihm! 80.000 Seiten. Darmstadt 1968, 108 (109). Er steht dem erhabenen Gott zu und niemandem außer ihm. […] Ebenso, wenn Gott in uns wirkt. Das ist eine der Sternstunden der Theologiegeschichte. Dieses (Eigen-)Lob hat sie aber auch verdient, nicht zuletzt deshalb, weil sie das Leben der Menschen fröhlicher und lebenswerter macht. Er belügt mich nicht. Die Menschen sind ja durchweg ungebildet und weltlich gesonnen; sie neigen ohnehin zum Unglauben, zu Freveln und zu Gotteslästerung, so dass man nicht noch Öl ins Feuer zu gießen brauchte. Die Unannehmlichkeiten muss man eben tragen, wenn sie nicht zu beseitigen sind. Wir müssen daher Gottes Vermögen und Werk von dem unsern sicher zu unterscheiden wissen, wenn wir ein frommes Leben führen wollen. Die unterschiedlichen Herangehensweisen mündeten zwangsläufig in einem Streit über theologische Interpretationen. Die Fülle der Schriften Luthers ist für den Normalsterblichen unüberschaubar. All diese Ermahnungen müssten ihren Sinn verlieren, wenn wirklich beim gut wie beim böse Handeln nur Notwendigkeit in Frage käme. Gott wirkt alles in allem. Dem freien Willen etwas, der Gnade das meiste – Erasmus (S.87f.). Daraufhin wurde der Kirchenbann vollzogen, die Reichsacht über Luther verhängt. Die Unzweckmäßigkeit der Verkündigung eines unfreien Willens – Erasmus (S.16): Nehmen wir also einmal an, es sei in irgend einem Sinne wahr – was Wiklif gelehrt und Luther bekräftigt hat – dass alles was wir tun, nicht aus freiem Willen, sondern aus reiner Notwendigkeit geschehe: was könnte unzweckmäßiger sein als die öffentliche Bekanntgabe dieser widersinnigen Behauptung? […] Hier ist nicht von Zwang die Rede, als würde der Mensch beim Kragen genommen wie ein Dieb oder Räuber, der zum Galgen geführt wird. Nur zwei seiner Werke erachtete Luther also für wirklich wertvoll, nur von zweien wünschte er sich, dass sie auch in Zukunft intensiv studiert würden. Nehmen wir zweitens an, dass in irgend einem Sinne wahr sei, was irgendwo Augustin geschrieben hat, dass nämlich Gott Gutes wie Böses in uns wirke, dass er also für seine guten Werke uns belohne und für seine bösen Werke uns bestrafe. Wer sich einbildet, er selber könne etwas, und sei es auch noch so wenig, für sein ewiges Heil tun, der beharrt noch im Glauben an sich selbst, der verzweifelt an sich selbst noch nicht ganz. Dem Menschen steht ein freier Wille dem gegenüber nicht zu, das höher als er, sondern nur dem gegenüber, das niedriger als er ist. Er ist wie ein Pferd, das einen Reiter haben muss. Das ist nicht unklar. Jeder, der den Kern der Theologie Luthers verstehen will, sollte den Streit zwischen den beiden Gelehrten nachvollziehen. Gott wusste es vorher und weil er es vorher wusste – wollte er es irgendwie, dass Judas den Herrn verraten sollte. Zweitens: „Der Glaube ist ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht“ (Hebr 11,1). […] Gleichwohl behaupten diese Worte fest, es gebe Kräfte in uns, es gebe ein Streben mit allen menschlichen Kräften, es gebe eine Barmherzigkeit Gottes und die Möglichkeit, sich um sie zu bemühen, es gebe einen von Natur gerechten, von Natur gütigen Gott usw. Copyright © 2011-20 – Evangelium21 – All rights reserved. So nämlich würden sich die meisten die Sache zurechtlegen. Doch man höre, was die Diatribe hier sagt: Wenn man Gottes unfehlbare Vorsehung bedenkt, musste Judas zum Verräter werden; und doch hätte Judas seinen Willen zu ändern vermocht. Welch ein großes Fenster würde die Bekanntgabe dieser Meinung unzähligen Menschen zur Gottlosigkeit öffnen, zumal da die Menschen durchweg geistig schwerfällig und beschränkt, dazu boshaft und ohnehin zu jedem gottlosen Frevel unverbesserlich geneigt sind. Wie unbegreiflich sind seine Entscheide und wie unerforschlich seine Wege!“ (Röm 11,33) und mit Jesaja: „Wer hat den Geist des Herrn vernommen oder wer ist sein Ratgeber gewesen?“ (Jes 40,13) – als etwas erklären zu wollen, was über das Maß des menschlichen Geistes hinausgeht. Christus selbst sagt, dass vom jüngsten Tage niemand außer dem Vater weiß (Mk 13,32). Phil 3,13); sind wir in Sünden hineingeraten, so sollen wir mit aller Kraft herauszukommen trachten, das Heilmittel der Buße auf uns nehmen und uns auf jede Weise bemühen um die Barmherzigkeit des Herrn, ohne die weder der Wille des Menschen noch sein Streben wirksam ist; alles Böse sollen wir uns selber zurechnen, alles Gute dagegen gänzlich der göttlichen Gnade zuschreiben, der wir auch das sogar verdanken, was wir sind; im Übrigen sollen wir glauben, dass alles, was uns in diesem Leben widerfährt, sei es erfreulich oder betrübend, zu unserm Heil von Gott verursacht worden ist und dass keinem Unrecht geschehen kann durch ihn, der von Natur gerecht ist, mag uns gleich etwa treffen, was wir nicht verdient zu haben scheinen; und niemand soll verzweifeln an der Vergebung seitens des von Natur unendlich gnädigen Gottes. Und das mitten in Zeiten heftiger religiöser Auseinandersetzungen. Denen aber, die willentlich Gutes oder Böses tun, folgt – auch wenn sie an diesem ihren Willen aus eigener Kraft nichts ändern können – natürlich und notwendig Lohn oder Strafe. ): Humanismus und Reformation. Denn Luther war ein Revolutionär und Spalter, Erasmus ein Reformer und Vermittler. den Pharisäismus. Es bliebe kein Raum für Verdienst und Schuld, für Lohn und Strafe. […] Es steht nicht in unserm Belieben – wie die Diatribe es sich einredet – Gottes Wort zu gestalten und umzugestalten. Erasmus von Rotterdam war bekennender Pazifist und verurteilte alles Kriegerische. So schließt du den heiligen Geist mit all seiner Kraft aus, als wäre er überflüssig und nicht notwendig. […] Es steht nicht geschrieben, dass aus dem Gesetz die Erkenntnis eines Vermögens oder die des Guten komme. „Meines Erachtens kommt man mit bescheidenem Anstand weiter als mit Sturm und Drang.“, Anders als Luther wollte Erasmus von Rotterdam die gegebene Ordnung und den Papst nicht abschaffen, sondern vermitteln und die Einheit der Christenheit erhalten. ): Von mir selber bekenne ich: Wenn ich zu wählen hätte, wünschte ich mir keine Willensfreiheit. Die Klarheit der Schrift – Luther (S.24ff. Andreas Main: Luther contra Erasmus oder Erasmus contra Luther. Es liegt jetzt alles nicht an unsern Werken und Verdiensten, sondern allein an seiner Gnade und Barmherzigkeit. Was Erasmus in seinem Schlusswort ausführt, ist nur Wiederholung: Wenn Luthers Ansicht die richtige wäre, würden die vielen Gebote, Drohungen und Verheißungen vergeblich sein. Bei jedem Werk, das ich vollbrächte, bliebe das quälende Bedenken: wird es Gott gefallen? Man muss […] bis zum Äußersten gehen und sagen, dass es überhaupt keinen freien Willen gibt. […] Du grenzt das Tun und das Leiden des Menschen nicht gegeneinander ab. Desiderius Erasmus Roterodamus (/ ˌ d ɛ z ɪ ˈ d ɪər i ə s ɪ ˈ r æ z m ə s /; English: Erasmus of Rotterdam; [note 1] 28 October 1466 - 12 July 1536) was a Dutch philosopher and Christian scholar who is widely considered to have. Beide kritisierten die Korruption der Kleriker und den Ablasshandel, waren sich aber uneinig über die Vorgehens-weise. Erasmus von Rotterdam, Enchiridion militis Christiani. Luthers persönliches Bekenntnis – Luther (S.222f. Erasmus (Desiderius) von Rotterdam wurde zwischen 1465 und 1469 geboren und wirkte bis zu seinem Tod im Jahr 1536 als Theologe, Priester, Philologe, Schriftsteller und Philosoph. Du bedenkst nicht, was alles du dem freien Willen zutraust, wenn du sagst, dass diese Kraft sich dem Guten zuwenden könne. Denn Gott ist treu. Alles muss auf Gott zurückgeführt werden. Wirkliches Interesse an Martin Luther wird bei Erasmus von Rotterdam sowie allen Gelehrten, durch die Veröffentlichung seiner 95 Thesen am 31.10.1517 erweckt. Das Beispiel des Pharao – Erasmus (S.48): In Wirklichkeit aber ist der Pharao mit einem nach beiden Seiten beweglichen Willen erschaffen worden und hat sich aus eigenem Antrieb dem Bösen zugewandt, da er lieber seiner eigenen Neigung folgen als den Befehlen Gottes gehorchen wollte. Paulus sagt, dass durch das Gesetz Erkenntnis der Sünde kommt (Röm 3,20). Erasmus im Streit mit Luther "Heiliger Sokrates, bitte für uns!" Was soll jetzt der tun, der nicht weiß, was für Kräfte das sind und was diese Kräfte vermögen, was sie erleiden müssen, was sie erstreben können, was sie ausrichten können und wo ihre Möglichkeiten eine Grenze haben? Es ist in allen Anfechtungen unser einziger und höchster Trost, dass Gott wahrhaftig ist, dass er unveränderlich alles tut und dass nichts seinen Willen hemmen kann. Warum solche Lehre verkündigt werden muss – Luther (S.51f. Wer es gar tadelt oder verachtet, der wisse, dass er der ärgste Feind der Christen ist. Du bist voll von Lucian und versetzt mich in einen großartigen epikuräischen Rausch. Auf seiner griechischen Erstausgabe aus dem Jahr 1516 basiert die deutsche Übesetzung des Neuen Testaments von Luther, die dieser in nur elf Wochen vollendete. Auf diese Mittelstraße lassen wir uns nicht ein, denn auf ihr kommt man nicht weiter. Sendung und Lebenssinn Erasmus von Rotterdam, einstmals der größte und leuchtendste Ruhm seines Jahrhunderts, ist heute, leugnen wir es nicht, kaum mehr als ein Name. Auf diese Weise werden – wenn nicht alle – so doch einige, ja viele Menschen selig; während der freie Wille nicht einen Menschen vor dem ewigen Verderben retten kann. Trotzdem lehnte er Luther und die Reformation ab. Obwohl sich Erasmus von Rotterdam und Martin Luther nie persönlich kennenlernten, pflegten sie zu Beginn eine rege Korrespondenz über für beide, dringliche Reformen der Kirche. Im April 1492 wurde er zum Priester geweiht und verließ ein Jahr später das Kloster, um in den kommenden Jahren das Latein- und Griechisch- Studium in Paris aufzunehmen. Die deutsche Ubersetzung des Wer wird dem Lohn geben oder Verdienst anrechnen, der zwangsweise arbeitet? ∗ Vermutlich 28.10.1466 (Desiderius Erasmus) wahrscheinlich in Rotterdam, 11./12.7.1536 Basel. Das Bemühen des Moses und des Gesetzgebers dagegen ist es, dem Menschen durch das Gesetz das eigene Elend zu offenbaren. Die Sinnlosigkeit eines kommenden Gerichts, wenn alles notwendig ist – Erasmus (S.76): Warum würde in der Heiligen Schrift so oft das Gericht erwähnt, wenn Schuld überhaupt nicht gewogen würde? Er korrespondierte mit allen Großen seiner Zeit. Es gehört zu den vielen unwahren Luther-Legenden, dass der Humanist und Katholik Erasmus zu den lutherischen Kirchenspaltern gehörte. Der „kann schaffen, was er will“ (Ps 115,3) im Himmel und auf Erden. Berühmtwerden und Berühmtsein im frühen 16.Jahrhundert am Beispiel des Erasmus von Rotterdam (rst 158), Münster 2013, 157. Sowohl Erasmus von Rotterdam Im Laufe seines Lebens verfasste er etwa 150 Bücher und hinterließ über 2.000 Briefe. – Auch dann wäre Gottes Vorherwissen nicht falsch gewesen und sein Wille nicht behindert worden, denn dann hätte er eben diese Willensänderung vorhergewusst und gewollt. damit wir die höchste Stufe des Glaubens erreichen. Doch ebenso, wenn es keine Gefahren, keine Anfechtungen und keine bösen Geister gäbe. Damit hat er den Leuten die Bibel verleidet. Als die Reformation auch in seiner Heimat um sich greift, macht dieser sich auf Daher schrieb F. Nietzsche, Erasmus wäre der bessere Reformator gewesen als Luther, wenn er rezipiert worden wäre. So bleibt Gott in seinem Werken verborgen. Die Aufforderungen, Verheißungen und Ermahnungen Gottes – Erasmus (S.34ff. Es entspricht dem Naturell der Narrheit, selbst ihr Loblied anzustimmen – da niemand sonst dazu bereit ist. Dann wäre es richtiger gewesen zu sagen: „Wenn ich (Gott) will…“ und „wenn ich nicht will…“ […] Mit den Worten „wer will“ wird stets der freie Wille angesprochen. Ein Bild, das Luther gerne verwendete, verdeutlicht seine Position: „Der menschliche Wille ist ein Pferd, das vom Teufel geritten und von Gott gelenkt wird.“. Wenn man dem Menschen diesen Titel zuerkennt, dann bezeichnet man ihn geradezu als Gott; eine Gotteslästerung, die nicht überboten werden kann. Mit seiner Bibelübersetzung ins Griechische legte der „doctor universalis“, Europäer und große Gelehrte das Fundament für die Reformation und ebnete den Weg für Martin Luther. […] Es ist daher Satans Bemühen, den Menschen so zu halten, dass er sein Elend nicht erkennt, vielmehr sich anmaßt, alles zu können, was ihm gesagt wird. Er wurde am 28.10.1466 (oder 1469) als zweites Kind der illegitimen Verbindung des Priesters Der Mensch tut das Böse (und Gute) nicht wider Willen – Luther (S.53f): Der Mensch tut das Böse […] nicht wider Willen, vielmehr freiwillig und gern, wenn nicht der Geist Gottes ihn beseelt.